In der Tagesklinik der Geriatrie gewinnen Senioren ihre Sicherheit zurück
Die Behandlung in der Geriatrie der Städtischen Kliniken ist umfassend auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt. Chefarzt Thomas Jaeger, Patientin Ines Linde und Ergotherapieleiter Martin Colonna. Fotos: Kliniken Maria Hilf
Nach einem Sturz oder einem Schlaganfall sind viele ältere Menschen immobil und verun-sichert. Doch nach der interdisziplinären Therapie in der Geriatrie der Städtischen Kliniken können die allermeisten wieder selbständig zuhause leben. Die Therapie in der Geratrie des Elisabethkrankenhauses gibt es ab dem 14. Juni auch wieder in der Tagesklinik. Dieses in der Region einzigartige Angebot ist für Patienten geeignet, deren Versorgung abends und am Wochenende daheim gesichert ist.
Die Pandemie war für die Geriatrie der Städtischen Kliniken eine besondere Herausforderung. Zum einen, weil betagte Patienten zu Recht besonders vorsichtig sind, wenn es um Covid geht. Zum anderen, weil wegen der idealen räumlichen Situation das Gebäude zeitweilig Covid-Patienten vorbehalten war. Doch diese Phase ist längst Vergangenheit, inzwischen herrscht wieder Regelbetrieb in der Geriatrie. Der letzte fehlende Schritt dorthin ist die Wiedereröffnung der Tagesklinik am 14. Juni. Chefarzt Dr. Thomas Jaeger sagt: „Wir merken, dass sich die älteren Patienten, die unsere Hilfe brauchen, nun auch wieder verstärkt ins Krankenhaus trauen. Sie waren in den ersten Monaten der Pandemie verständlicherweise besonders vorsichtig. Inzwischen sind die meisten von ihnen geimpft und wissen auch, dass sie auf die Einhaltung der strengen Hygieneregeln vertrauen können.“
Für Sicherheit sorgen die Schutzmaßnahmen in der Tagesklinik, die weiterhin der besonderen Situation Rechnung tragen: Patienten, die von ihrem Hausarzt in die Tagesklinik überwiesen werden, müssen vor der Aufnahme einen höchstens 48 Stunden alten PCR-Test vorlegen. Während ihres tagesklinischen Aufenthalts werden sie dreimal pro Woche getestet und täglich gescreent. Untergebracht sind sie in Zweier-Zimmern; die Therapien finden einzeln oder in Kleinstgruppen stand. „Zudem sind unsere Ärzte und Therapeuten ja ebenfalls schon immunisiert und werden zusätzlich regelmäßig auf Covid getestet. Dieses Bündel an Maßnahmen ermöglicht es uns, die Tagesklinik nun wieder zu eröffnen“, so Chefarzt Dr. Jaeger.
Gut aufgehoben sind in der Tagesklinik Patienten, die akut erkrankt sind und zum Beispiel nach Stürzen oder wegen Gangstörung und Schwindel oder auch chronischen Schmerzen Therapie im Krankenhaus benötigen, gleichzeitig aber abends und an den Wochenenden zu Hause gut versorgt sind. Sie werden von einem Fahrdienst abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Behandelt werden sie von einem Team von Ärzten, Krankengymnasten, Ergotherapeuten und Logopäden. „Wir behandeln auch in der Tageklinik ausschließlich akut Erkrankte – und zwar mit dem Ziel, dass wir sie wieder ihre häusliche Umgebung entlassen können“, so der Chefarzt.
Dr. Thomas Jaeger
Der Bedarf ist groß – sowohl für die Tagesklinik als auch für die beiden geriatrischen Stationen. Die -Altersmedizin hat in den letzten Jahren rasant an Bedeutung gewonnen. Schließlich hat die Anzahl der Senioren in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Dadurch stieg der Behandlungsbedarf, es wuchs aber auch das ärztliche Wissen über Alterskrankheiten. In den Städtischen Kliniken gibt es eine der ältesten und innovativsten geriatrischen Abteilungen in Nordrhein-Westfalen. Indikationen sind neben der Behandlung nach ausgedehnten Operationen oder nach Schlaganfällen, die Abklärung und Behandlung bei chronischen Schmerzen, Schwindel, Gangstörungen, Parkinsonsyndromen aber auch Herzschwäche oder Diabetes im Alter. Behandelt wird interdisziplinär im geriatrischen Team mit den klaren Zielen, Selbständigkeit und Lebensqualität wiederherzustellen.
Grund für eine Behandlung in der Geriatrie ist häufig ein kurzfristiges, traumatisches Ereignis wie zum Beispiel ein Sturz mit Knochenbruch. Bei der Versorgung von betagten Patienten mit Knochenbrüchen arbeiten Unfallchirurgen und Geriater von Beginn an eng zusammen. Nach der operativen Versorgung in der Unfallchirurgie erarbeiten die Geriater ein Behandlungskonzept, bei dem Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Masseure und auch Psychologen eine wichtige Rolle übernehmen. „Es geht darum, den -Patienten zu mobilisieren und ihm Gelegenheit zu geben Selbstverstrauen und Sicherheit zurückzugewinnen, denn viele Senioren sind nach einem Sturz sehr verunsichert und trauen sich kaum noch aufzustehen,“ sagt Jaeger. „Dabei besteht aber häufig vor -allem ein Trainingsmangel. Deshalb ist es die Aufgabe unseres Teams mit dem Patienten regelmäßig intensiv zu üben und ihm wieder die nötige Sicherheit zu vermitteln. Dazu gehört auch aufzuzeigen, welche Hilfsmittel ihm dabei helfen können, den Alltag wieder möglichst selbstbestimmt zu gestalten.“ Manchmal haben dabei Kleinigkeiten große Wirkung. Da ist es zum Beispiel der unzureichend eingestellte Blutdruck, der wiederholt für Schwindel sorgt und zu -einem Sturz geführt hat. Wenn der Schwindel durch Anpassung der Medikamente beseitigt ist, gibt es keinen Anlass mehr, weitere Stürze zu fürchten. Auch ein angepasstes Hilfsmittel wie ein Gehstock oder ein Rollator, kann zur Wiedergewinnung von Mobilität und Gangsicherheit beitragen. „All das erarbeiten wir mit den Senioren und üben es mit ihnen ein. Übrigens sind auch kognitive Einschränkungen gar nicht selten durch Arzneimittelnebenwirkungen verursacht sind. Hier kann die altersgerechte Medikamentenauswahl durchaus entscheidend sein,“ so Dr. Jaeger.
Auszeichnungen sind für das Team der Geriatrie der Städtischen Kliniken in den vergangenen Jahren ein stetiger Begleiter der Arbeit. Das Magazin FOCUS hat im größten deutschen Krankenhausvergleich die Akutgeriatrie der Städtischen Kliniken wiederholt als Top-Klinik ebenso wie Chefarzt Dr. Thomas Jaeger als Top-Mediziner in der Kategorie Altersmedizin ausgezeichnet. Doch das „Qualitätssiegel Geriatrie“, das der Bundesverband Geriatrie den Städtischen Kliniken unlängst erneut verliehen hat, hat für Jaeger eine besondere Bedeutung. „Wir werden dafür von externen Kollegen mehrere Tage vor Ort nach einem umfangreichen Kriterienkatalog begutachtet. Das Siegel ist deswegen für mich und meine Mitarbeiter eine Anerkennung unserer Arbeit, über die wir uns sehr freuen“, sagt der Chefarzt.
Viel wichtiger als Auszeichnungen sind Dr. Jaeger jedoch die konkreten Fortschritte der Patienten. Fast 75 Prozent der Behandelten können nach dem Klinik-Aufenthalt wieder unmittelbar in ihre häusliche Umgebung entlassen werden. Einige gehen übergangsweise in die Kurzzeitpflege. Nur ca. 10 Prozent gehen wieder oder auch zum ersten Mal in ein Altenheim.