Krebs-Früherkennung:

Termine nicht aufschieben

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die Zahlen durchgeführter Krebsoperationen aus. Das ergab eine Analyse der Barmer. Foto: pixabay
Aufgrund der Corona-Pandemie werden tausende Krebserkrankungen in Deutschland zu spät oder gar nicht entdeckt. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Barmer, die die Anzahl größerer Operationen bei neun häufigen Krebserkrankungen während der Corona-Pandemie mit den passenden Zeiträumen aus den Vorjahren verglichen hat. So lag die Zahl der Eingriffe von April bis Juni vergangenen Jahres 16,7 Prozent unter denen der Vergleichszeiträume der Jahre 2017 bis 2019. Bei Brustkrebs, Mast- und Dickdarmkrebs betrug das Minus sogar mehr als 20 Prozent. In der ersten Corona-Welle dürften damit etwa 2.600 Krebserkrankungen unentdeckt geblieben sein, darunter fast 1.600 Brustkrebsfälle.

„Dass viele Patientinnen und Patienten Vorsorgeuntersuchungen meiden und damit Krankheiten später erkannt werden, ist eine weitere gravierende Folge der Corona-Pandemie. Das ist bei Krebs umso dramatischer, weil er im Frühstadium am besten therapierbar ist. Deshalb ist es immens wichtig, dass die gängigen Krebsvorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden“, sagt Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Die Pandemie solle niemanden von Früherkennungsuntersuchungen abhalten, denn in Arztpraxen und Krankenhäusern würden strenge Hygiene-Regeln gelten.

Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, wurden Krebsoperationen nach der ersten Welle nur zum Teil nachgeholt. Bei einigen Krebsarten ist es zu einer Zunahme der Operationen nach der ersten Pandemie-Welle gekommen. Der zuvor beobachtete Rückgang konnte damit aber nicht ausgeglichen werden. So ist etwa die Zahl der Eingriffe an der Niere um 3,2 Prozent im Vergleich zu den Vorjahresquartalen gestiegen, wobei der Rückgang zuvor 14,3 Prozent betragen hat. Bei anderen Krebsarten dagegen blieben die Operationszahlen auch in dem Zeitraum nach der ersten Welle deutlich unter denen der Vorjahre, allen voran bei Operationen am Magen (-28 Prozent) und am Mastdarm (-24,8 Prozent). Unter dem Strich geht die Analyse daher für den ganzen Untersuchungszeitraum von April bis Oktober 2020 von knapp 1.600 unentdeckten Krebsfällen aus.

„Die Corona-Pandemie wird zu verzögerten Krebsdiagnosen mit schlechteren Heilungsaussichten führen. Eine aktuelle Berechnung aus England zeigt, dass die Verzögerung einer Krebsoperation um drei oder sechs Monate eine um mehr als 35 Prozent niedrigere Fünf-Jahres-Überlebensrate haben kann. Dies wiegt umso schwerer, weil zu befürchten ist, dass auch während der zweiten und dritten Pandemiewelle zahlreiche Krebserkrankungen unentdeckt bleiben“, sagt Wiegering.